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28.12.2006 · OTZ · Petra Lowe

Leer ist nicht gleich leer in Gera

Das Ziel sei die Wiederbelebung der ostdeutschen Städte, sagt Ricarda Pätzold von der TU Berlin über ihre Arbeit am Projekt "Leerstandmanagement in Geschäftsstraßen". Dass dies ein großes und weites Ziel ist, braucht sie nicht zu sagen. Schließlich war sie für eine Stippvisite nach Gera gekommen und da hat es viel Leerstand in Geschäften. Etwa 20 Prozent aller Geschäftsräume in der Stadt stehen leer. Von wie viel tatsächlich laufenden Geschäften, weiß keiner so genau. Aber die Problemzonen kennt man hier: Steinweg, obere Sorge, Zschochernplatz.

Dennoch geht das Interesse der Berliner Diplomingenieurin weiter, als eine bloße Bestandsaufnahme. Die junge Wissenschaftlerin war neugierig geworden, auf Gera. Volker Tauchert vom Verein "Ja für Gera" hatte von Belebungsinitiativen berichtet und konnte Erfolge vorweisen wie beispielsweise die positive Entwicklung der Kirchstraße. Dennoch sei man in dem Wissen, dass vieles noch passieren müsse, so Tauchert. Das Interesse an Ideen, die über Gewerbebörse, Zwischennutzungen leerer Verkaufsflächen, Grundrissänderungen oder die Umnutzung der leer stehenden Räume hinausgehen, ist groß. "Leerstandsmanagement" ist das Zauberwort der Berlinerin und soll verschiedene Strategien aufzeigen, wie man in der Stadt mit ihren leer stehenden Geschäften umgehen kann.

Dazu analysieren Ricarda Pätzold und die studentische Kraft Anja Zahn zunächst die verschiedenen Arten von Leerstand, denn leer ist nicht gleich leer.

So seien im Steinweg die Ladenflächen leer, deren Häuser leer sind, sagt Ricarda Pätzold. Ganz anders die Sorge, sie habe ihr Gravitationszentrum verloren. Doch was tun? Vom Kaschieren bis zum eigenen Stadtmakler reichen die Möglichkeiten des Umgangs mit dem Missstand. Und die Berliner haben dafür gute Beispiele. So könne man mit Kunstprojekten oder schlichten Objekten im Schaufenster Belebung schaffen, den leeren Eindruck kaschieren. Das Kunstprojekt "Hotel Sorge" der Theaterfabrik war ein gutes, wenn auch nicht vordergründig so angelegtes Beispiel. Es kaschierte im vergangenen Jahr ganz nebenbei den bedauernswerten Zustand des Traditionskaufhauses Horten und sorgte für Aufmerksamkeit in einer Problemzone.

Einen anderen Weg sei Schwerin gegangen, erzählt Ricarda Pätzold. Dort habe sich die Stadt als offensiver Makler verstanden und für eine von Leerstand betroffene Straße alternative Geschäftsideen gesucht und bei der Umsetzung geholfen. Dazu müssen allerdings Immobilieneigentümer mitarbeiten. Natürlich gebe es auch das Beispiel Dortmund, wo die Stadt mit einem gezielten Theaterneubau ein ganzes Viertel wieder belebt hat. Doch welche Stadt kann das schon leisten.





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