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02.08.2003

Der Geraer sieht nicht, was er hat - Aber der Geraer sieht, was er nicht hat

Probleme gibt es überall. Die einen haben größere, die anderen kleinere. Mit Städten in Deutschland ist das nicht anders. Mit Gera auch nicht.

 

Eines der Probleme Geras ist die Meinung der Einwohner über ihre Stadt "die im Gegensatz zu anderen Städten so stark negativ ausgeprägt ist, dass sie schon zur Ablehnung jeglicher Engagements führt.

 

Auf einer Pressekonferenz des Vereins "Ja - für Gera" e. V. am vorigen Freitag in Bad Köstritz brachte es Vereinschef Volker Tauchert auf den Punkt: „Der Geraer sieht alles, was er nicht hat. Er sieht nicht, was er hat."

 

Auch wenn es für dieses Denkmuster einige reale Ursachen gibt, so bedeutet das für den Verein „Ja "für Gera"; e. V. nicht, zu resignieren. Im Gegenteil. Auf verschiedensten Ebenen will sich der Verein einbringen, um in Gera etwas nach vorn zu bewegen und auch am Denkmuster der Gerschen zu kratzen.

 

Einer der Bausteine im Konzept des Vereins ist die Stadtentwicklung in Gera.

 

Vereinsvorsitzender Volker Tauchert war über eine Veröffentlichung in der Ostthüringer Zeitung auf Prof. Dieter Hassenpflug aufmerksam geworden.

Er arbeitet an der Bauhaus-Universität in Weimar an der Fakultät Architektur und lehrt Soziologie und Sozialgeschichte. Außerdem ist er Sprecher des erst kürzlich gegründeten Instituts für europäische Urbanistik.

 

Nach den ersten Kontakten zwischen Volker Tauchert und Prof. Dieter Hassenpflug fand am Freitag voriger Woche die erste größere gemeinsame Aktion des Vereins "Ja - für Gera"; e. V. mit dem Weimarer Experten statt.

Der Verein hatte den OB Geras, Stadtplaner der Verwaltung, Vertreter anderer Geraer Verbände und eigene Mitglieder zu einer Diskussionsrunde mit Dieter Hassenpflug ins Hotel „Goldner Loewe"; nach Bad Köstritz eingeladen.

Dem unmittelbar voraus ging eine Stadtführung für den Professor mit Volker Tauchert, bei dem sich der Weimarer einen ersten Eindruck von Gera verschaffen sollte.

 

Nach der Stadtführung und der laut Teilnehmern sehr regen Diskussion, lässt sich die konkrete Zusammenarbeit noch nicht genau definieren, so Volker Tauchert in einem Pressegespräch.

Es sei ein erster Kontakt entstanden, der entwickelt werden könnte.

Dem pflichtete auch Geras OB Ralf Rauch bei, der sich sowohl an der Diskussionsrunde als auch am Pressegespräch beteiligte.

Laut OB wäre es wünschenswert, die bisherige Zusammenarbeit mit Studieneinrichtungen auf eine neue Ebene zu heben. Bisher wurde schon viel mit Studenten gearbeitet, aber noch nicht projektbezogen unter der Regie eines Professors, als permanenter Begleiter.

 

Er dankte Volker Tauchert für sein Engagement, der vor allem wichtiges menschliches Kapital einbringe, das immer eine entscheidende Basis für Kooperationen sei. Aber Rauch merkte auch an, dass es für objektbezogene Kooperationen entsprechende Finanzen geben müsse.

 

Ob und inwieweit der Professor künftig in der Stadtentwicklung Geras eine Rolle spielt, steht noch völlig offen. Für den Verein „Ja - für Gera; e. V. sei es aber auf alle Fälle ein Gewinn, eine Meinung von außen über Gera zu hören..

Denn, so Volker Tauchert gegenüber Hallo Gera: „Die Entwicklung der Gesellschaft ist ein komplizierter Prozeß, folglich auch die damit verbundenen Prozesse der Stadtentwicklung.

Allein aus diesem Grund muß soviel Fachkompetenz eingebunden werden, wie nur möglich. Und ich halte es für einen wichtigen Gedanken, dass sich Städte heute wieder mehr als Konkurrent zu anderen Städten begreifen müssen.

Wir müssen also um Rahmenbedingungen kämpfen, mit denen wir mehr als andere von Entwicklungen profitieren.";

 

Obwohl der Professor nach einem ersten Kennenlernen der Stadt keine fertige Analyse zur Stadtentwicklung in der Tasche haben konnte, hielt er zumindest seine ersten Eindrücke nicht unter Verschluß: Er war begeistert von der beeidruckenden Lage der Stadt und von den herrlichen Gründerzeithäusern, die ihresgleichen suchen. Aufgefallen sei ihm aber auch Grün am falschen Fleck und eine Bebauung des zentralen Platzes würde er nicht begrüßen. Denn dieser Platz gebe Gera etwas richtig Großstädtisches.





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