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07.10.2007 · OTZ

„Gersche Meile” - eine neue Art des Ehrenamts

Verein „Ja - für Gera” im Gespräch über bürgerschaftliches Engagement mit Bundesminister a. D. Karl Ravens



Wenn von bürgerschaftlichem Engagement für die Belebung von Geras Innenstadt die Rede ist, denkt man unweigerlich an den Verein „Ja - für Gera”. Was er mit seinen zahlreichen Förderern und Partnern bisher im Projekt Standortgemeinschaft "Gersche Meile" auf über drei Kilometern vom Zentrum bis Osterstein entwickelt hat und welche Aufgaben noch zu packen sind, das stand dieser Tage im Mittelpunkt einer Veranstaltung im Haus Schulenburg.

Vereinsvorsitzender Volker Tauchert begrüßte im vollen Saal Mitstreiter aus Vereinen, freien Trägern, Politik, Wirtschaft und Kirche, vor allem aber Karl Ravens, Bundesminister a.D. und Ehrenpräsident des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e. V. Tauchert hatte ihn anlässlich „10 Jahre Citymanagement in den neuen Bundesländern” in Stralsund kennengelernt, wo Ravens die Festrede hielt und sich dabei auch auf die Innenstadt-Visionen des Vereins „Ja - für Gera” bezog.

Nun kam die Einladung aus Gera. Und der Bundesminister a.D. sah sich in der Stadt und auf der Buga um, hörte zu, was Tauchert in der Villa Schulenburg über die sich entwickelnde Kunst-, Mode- und Genussmeile mit ihren zahlreichen Kultur-, Kunst- und gastronomischen Einrichtungen, unzähligen Geschäften, Dienstleistungseinrichtungen, Parks, Erholungs- und Sportflächen zu sagen hatte. All diese in einer Standortgemeinschaft zusammenzufassen und die verschiedensten Akteure für gemeinsames Handeln für eine lebenswerte und pulsierende Stadt zu motivieren und Investoren anzulocken, ist Ziel der Vereins-Initiative. So ein erstes Produkt der Standortgemeinschaft ist der Stadthausmeister, geschaffen in Partnerschaft mit der Stadtwirtschaft, der Otegau und der Stadt. So rückt der Stadthausmeister über die Pflichtaufgabe der Stadtwirtschaft hinaus täglich auf der ganzen Meile Dreckecken zu Leibe, was gerade während der Buga-Zeit positiv aufgefallen sei. „Wir stellten das Personal zur Verfügung”, sagte Otegau-Chefin Roswitha Schmeller, „und wir sorgten für Technik und Unterkunft”, so Wolfgang Thieme von der Stadtwirtschaft.

Für bürgerschaftliches Engagement stehen u.a. die geschaffenen Aktionsflächen vor dem KuK oder „Klein Mont Matre” an der Salvatorkirche oder auch Versuche mit Verstrickungskunst, den noch ziemlich leeren Steinweg zu beleben sowie mehrere Begrünungsprojekte. Mit den vielen gastronomischen Außenplätzen ziehe eine andere Lebensart in Gera ein. Man fühle sich dort am wohlsten, wo man selbst „mitgefegt” hat, würdigte Karl Ravens die Anstrengungen des Vereins. Und stellte klar: Solches Bürgerengagement sei nicht dazu da, Arbeiten zu erledigen, wofür in den Verwaltungen das Geld fehlt. Es gehe darum, die Innenstädte vielfältig zu beleben und dafür die Menschen zu begeistern, selbst was auf die Beine zu stellen. So müsse Stadtbaupolitik immer auch integrierte Politik sein. Gera könne sich glücklich schätzen, so einen Verein zu haben.

Was sich mit der „Gerschen Meile” abzeichne, sei beispielhaft, hob Roland Voigt von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft GmbH aus Köln hervor. Heute werde ein Buch „Deutschland zum Selbermachen” mit dem Untertitel „Ideen statt Rotstift” im Buchhandel erscheinen, das in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement an der Universität Paderborn entstand und deutschlandweit diskutiert werden soll. Darin werden auf 160 Seiten 22 Pionierprojekte vorgestellt, bei denen Bürger ehrenamtlich Aufgaben der Kommunen übernommen haben. Und die Geraer Initiative ist eine davon. Alle Beispiele seien Erfolgsprojekte, die Schule machen könnten, so Voigt. Das Buch verstehe sich als Ratgeber, ist ein Plädoyer für eine neue Partnerschaft zwischen Bürgern und Verwaltung. Untersucht worden seien bundesweit über 100 Beispiele, in deren Zentrum lokale und regionale Projekte mit innovativen und kreativen Ansätzen stehen. Voigt sprach von einer neuen Art des Ehrenamtes in den Kommunen, das sich entwickele.

Helmut Scheffel, stellvertretender Vorsitzender stellte einen von ihm erarbeiteten Internet-Auftritt von „Ja - für Gera” mit Informationen zu den Projekten, zur Winterakademie, zu Führungen und zu den Partnern vor. Kleiner Höhepunkt zum Schluss: der Geraer Großkücheneinrichter Bernd Jurke wurde als neues Vereinsmitglied aufgenommen. Er sei stolz auf Gera und reihe sich gern ein in die Schar der Akteure.





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