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26.06.2017
· OTZ online
· Christine Schimmel
Große Sehnsucht nach der „Zitronenpresse“ in Gera
An die „Zitronenpresse“ erinnernde Zelte, Wasser und Workshops zeigten vor dem KuK, was auf dem Platz möglich ist.
Foto: Peter Michaelis
Gera. Wer in der vergangenen Woche einen Fuß auf den Platz vor dem Kultur- und Kongresszentrum gesetzt hat, konnte sich überzeugen, dass die Geraer nur darauf gewartet haben, dass sich hier etwas tut. Kurator Marcus Max Schreiner, Akteure aus Gera und das Studenten-Kollektiv „Raumstation“ aus Weimar und Berlin hatten sich die Fläche zur temporären Heimat gemacht und im Auftrag von Stadt Gera, der IBA Thüringen und dem Verein „Ja - für Gera“ die Geraer aufgefordert, die Fläche in Mitmachaktionen und Workshops in Beschlag zu nehmen.
„Die Menschen wollen, dass hier etwa passiert, dass sie den Platz nutzen können. Gera hat dafür durchaus Potenzial“, zieht Kurator Schreiner ein Fazit. Er erzählt von erst verhaltenen, dann durchweg positiven Reaktionen, von Kindern, die sich den ganzen Tag hier ihre Zeit vertrieben, und von Geraern, die Bänke und Zelte okkupierten und abends spontan Musik mit DJ, Schlagzeug und Gitarre abhielten. „Das beweist, mit wenigen Mitteln lässt sich schon mehr Aufenthaltsqualität erreichen“, sagt er, der aus den Gesprächen mit Geraern gelernt hat, was zum Erfolg der Fläche unabdingbar ist: „Man muss den Menschen zuhören und ihre Geschichten ernst nehmen.“ Sein Vorschlag, um dem Platz noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken: ein Licht-Kunstfest, das an die Höhler Biennale gekoppelt ist. Von regionalen Partnern, die diese Idee unterstützen würden, habe er schon gehört. „Hier muss mehr Kultur, weniger Kommerz Einzug halten“, so sein Rat.
Projektwoche „Neue Mitte“ belebt die Innenstadt von Gera
Vom 19. bis 25. Juni haben Kurator Marcus Max Schreiner, Akteure aus Gera und das Studenten-Kollektiv „Raumstation“ aus Weimar und Berlin den brach liegenden Platz vor dem Kultur- und Kongresszentrum in Beschlag genommen.
Dass hier mehr Veranstaltungen stattfinden sollten, fand auch Anita Schneider. Die Geraerin, die lebendige Erinnerungen an Interhotel und „Zitronenpresse“-Café hat, wünscht sich mehr Leben wie am Tag der Fête de la Musique. Andrea Willmaser, deren verstorbener Mann Urheber der „Märchenuhr“ in der längst abgerissenen Ladenzeile an der Breitscheidstraße war, hofft auf eine sinnvolle Bebauung mit viel Grün, Freifläche und Spielmöglichkeiten. „Man sollte hier etwas völlig Neues machen“ ist sie überzeugt und freut sich über die Anfänge des Stadtgärtnerns vor der Bibliothek.
Tischlermeister Siegfried Günther aus Münchenbernsdorf gehört zu den drei Möbeltischlern, die den Innenausbau der früheren „Zitronenpresse“ bewerkstelligten. Er war am Mittwoch auf der Aktionsfläche. „Ich erinnere mich, dass ich vor allem Wandverkleidungen fertigte und auch Ablagen“, erzählte er. Dabei arbeitete er nicht nur im Café, sondern auch im Intershop im Untergeschoss. Für dessen Türen hab man sich die Drückergarnitur extra aus dem Westen liefern lassen, erzählt er.
Silvan Hagenbrock vom Raumstation-Kollektiv brachte die Woche auf einen Nenner: „Es gibt eine regelrechte Zitronenpresse-Sehnsucht unter den Geraern. Wie er hätte sich aber auch Alexandra Krinke mehr Geraer Studenten bei der Aktionswoche gewünscht. „Vielleicht identifizieren sie sich noch nicht genug mit der Stadt“, fragten sie sich.
Doch Bertram Schiffers, bei der IBA Thüringen verantwortlich für Geras Neue Mitte, rekapituliert am Ende der Woche: „Die Erstbesiedelung der Neuen Mitte ist gelungen. Die Akteure der Aktionswoche haben den Geraern ein Geschenk gemacht und dem Platz eine neue Dimension gegeben.“
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